Nie war der Mensch bereiter, seinen Mund zu öffnen. Er quasselt, schreit, singt heraus, was immer ihn aktuell bewegt. Nie war die Welt gesprächiger. Webradios und Audio-Livestreams boomen, täglich schießen neue Podcasts aus der Mediathek. Überall wird getalkt, gecallt und gechattet, als gäbe es kein Morgen. Audio-Apps wie Clubhouse geben einem schon länger gehegten Verdacht neue Nahrung: Das Internet befindet sich in der oralen Phase!
„Der größte Vertrauensbeweis der Menschen liegt darin, dass sie sich voneinander beraten lassen“, schrieb einst der Philosoph und Berater Francis Bacon (1561 – 1626). „In anderen Vertrauenssachen überlassen wir unseren Mitmenschen nur einen Teil von dem, was wir haben ...., während wir denen, die wir zu unseren Ratgebern machen, schlechthin alles überliefern.“
Die Digitalisierung verändert unsere Art zu leben, zu arbeiten, zu lieben – und zu lernen. Wie werden wir morgen lernen, in welchen Lern- und Wissensräumen werden sich unsere Kinder bewegen? Langsam, bitte. Bevor wir die Zukunft voraussagen, sollten wir unseren Blick lieber auf das Hier und Jetzt lenken. Und fragen, unter welchen Bedingungen wir heute Wissen akquirieren und entwickeln.